Stefan Bolln, Vorsitzender des Energieberatendenverbands GIH, sieht eine gigantische Verunsicherung der Verbraucher:innen beim Gebäudeenergiegesetz (GEG). „Die Politik will so viel Geld ausgeben, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen, aber der Prozess hängt in der Bürokratiefalle, weil sich viele Anträge unbearbeitet bei den Behörden stauen.“ Man müsse ohnehin schon sehr Komplexes nicht unnötig komplizierter machen. Viele der Verbraucher:innen denken immernoch, man wolle ihnen ihre Gasheizung wegnehmen. „Deshalb müssen wir zunächst Ruhe in die Diskussion hineinbringen und aufklären.“ An sich sei das GEG gut gemacht, aber „beim Thema Energieeffizienz hätte ich mir mehr Rückenwind gewünscht!“ Was nütze es, eine gute und sinnvolle Wärmepumpe einzubauen, wenn die erzeugte Wärme wieder zum undichten Fenster herausgeblasen wird. Auch bei vielen der sehr engagierten Energieberatenden habe sich angesichts des verwässerten GEG Ernüchterung breit gemacht. „Nach dem Stillstand müssen wir unsere 14.000 Energieexpert:innen in Deutschland erst wieder motivieren, loszulaufen“, so Bolln.
Auf dem Bundeskongress diskutierten Teilnehmende, Fachreferent:innen und Politiker engagiert die aktuellen Themen rund um die Gebäudeenergie. Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär im BMWK, sieht das Erreichen der Klimaziele als noch möglich an: „So verrückt das ist: der wahnsinnige Krieg [in der Ukraine] hat dem Klimaschutz einen gewaltigen Schub gegeben.“ Für die aufgeheizte Stimmung rund um die Novelle des GEG machte der Grünen-Politiker auch Russland verantwortlich. Es habe eine gezielte Beeinflussung der Öffentlichen Meinung aus Russland gegeben. Da werde mit Halb- und Unwahrheiten Angst geschürt. So solle Deutschland destabilisiert werden. Für ihn sei nun der CO2-Preis das wichtigste Steuerungselement für die Energiewende.
GEG soll auch in kommender Legislaturperiode bestehen bleiben
Bei dieser Frage stimmte ihm Thomas Heilmann, Vorsitzender der KlimaUnion, zu. Er betonte auch, dass kein Klimapolitiker der CDU dafür sei, das GEG abzuschaffen, sondern lediglich Detailveränderungen angestrebt werden, wie z.B. das Verbot sehr alter und ineffizienter Ölheizungen. Christian Noll, Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz, findet, die Politik mache es sich oft zu einfach. Die hohen Energiepreise führten zu einem großen Investitionsstau. „Wir brauchen ein Ultra-Sofortprogramm, wenn wir das hinbekommen wollen!“ Die Energieberatenden litten daran, dass Förderanträge nicht bearbeitet und Gelder nicht freigegeben würden. Man brauche stärkere Instrumente als bisher, man müsse die schlechtesten Gebäude zuerst sanieren, das habe in kurzer Zeit den größten Effekt.
Bei allen Herausforderungen und Hindernissen war spürbar, dass die rund 270 Kongressteilnehmer:innen und Delegierten nach vorne schauen und weiter am Erreichen der Klimaziele im Gebäudesektor arbeiten wollen.