Dass das Thema Deutschlands Energieberater mitten in die Magengrube getroffen hat, lässt sich an der Resonanz ablesen: Die auf 500 Teilnehmer ausgelegte Online-Umfrage vom 26. Januar des GIH war nach weniger als zwei Stunden komplett, über 1.000 weitere Interessierte konnten nicht mehr teilnehmen. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Der Förderstopp wird – sollte er nicht schleunigst rückgängig gemacht werden – massive, teils existenzielle Auswirkungen auf die Beratenden sowie deren Kunden haben. Und folglich auch auf die Gebäudeenergieeffizienz – wodurch wiederum die Ziele der Energiewende im Gebäudesektor in Gefahr geraten.
Frage 1: Überlegen Sie sich, wegen des Förderstopps mit der Energieberatung aufzuhören oder Mitarbeitende zu entlassen?
Bei über der Hälfte der befragten Energieberater stehen personelle Konsequenzen im Raum: 21 Prozent antworteten mit „ja“, zwölf Prozent mit „wahrscheinlich“ und 21 Prozent mit „vielleicht“. Und auch bei den 14 Prozent, die mit „unwahrscheinlich“ geantwortet haben, sind Entlassungen oder Aufgaben nicht ausgeschlossen. Dieser kritisch gestimmten Masse steht gerade mal knapp ein Drittel (33 %) an Energieberatern gegenüber, die glauben, keine personellen Konsequenzen ziehen zu müssen. Ein alarmierendes Gesamtergebnis, das ein merkliches Schrumpfen der Energieberatungsbranche erwarten lässt.
Frage 2: Welche Auswirkungen erwarten Sie durch den Förderstopp?
Die erwarteten Auswirkungen sind vielfältig und reichen von Auftragseinbrüchen über Finanzprobleme bis hin zu Rechtsstreitigkeiten. Aufgrund eines Vertrauensverlustes gehen 78 Prozent der Beratenden davon aus, künftig weniger Aufträge zu erhalten. 64 Prozent befürchten, dass Kunden offene Rechnungen nicht begleichen, 33 Prozent sorgen sich sogar um ihre eigene Liquidität. Viele Energieberater rechnen zudem mit Klagen durch Kunden gegen sie selbst (45 %) oder den Fördermittelgeber (40 %). Der Anteil an Beratern, der keine der genannten Folgen erwartet, fällt mit gerade mal zwölf Prozent eher gering aus.
Frage 3: Welche Umsatzeinbußen erwarten Sie für Ihr Energieberaterbüro pro Mitarbeitendem?
Auch hier sind die Optimisten, die keine Einbußen erwarten, mit zehn Prozent klar in der Minderheit. Immerhin 28 Prozent hoffen, mit Rückgängen von bis zu 10.000 Euro halbwegs glimpflich davonzukommen. Knapp die Hälfte der Beratenden (48 %) sieht sich im bereits äußerst schmerzhaften Verlustbereich zwischen 10.000 und 50.000 Euro. Am bitteren Ende der Skala rechnen 13 Prozent mit Einbußen von über 50.000 Euro, sechs Prozent davon sogar mit mehr als 100.000 Euro. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen ist es durchaus verständlich, dass nicht wenige Beratungsbüros mit dem Gedanken spielen, das Geschäftsfeld aufzugeben.
Frage 4: Wie viele der von Ihnen geplanten Neubauten in Wohneinheiten werden durch den Förderstopp nun nur noch nach GEG-Standard gebaut?
Im Durchschnitt gehen die 500 befragten GIH-Mitglieder davon aus, dass der Förderstopp dazu führt, dass pro Beratendem jeweils 36,5 fertig geplante Wohneinheiten nun nicht mehr nach den Energiehaus-Standards 55 oder 40, sondern nach dem schlechteren gesetzlichen GEG-Standard (entspricht in etwa EH 75) gebaut werden. Rechnet man diesen Wert auf alle 2.600 GIH Mitglieder hoch, bedeutet dies, dass allein unter der Ägide des Verbands rund 95.000 Neubauwohnungen weniger energieeffizient ausgeführt werden, als dies mit einer Beibehaltung der Förderung der Fall gewesen wäre.
Frage 5: Wie viele der vom Förderausfall betroffenen Neubauten werden Ihrer Meinung nach nun nicht gebaut?
Noch tragischer ist es freilich, wenn Neubauvorhaben dem Förderstopp komplett zum Opfer fallen. Auch hier beläuft sich die Menge der Optimisten, die glaubt, dass dies überhaupt nicht eintritt, auf zehn Prozent. Zwei Fünftel (40 %) der Befragten sind hingegen der Meinung, dass bis zu 20 Prozent der Neubauvorhaben ad acta gelegt werden. Etwa dieselbe Menge an Beratern (37 %) erwartet, dass über 20 bis zu 40 Prozent der Neubaupläne in Schreibtischschubladen verschwinden. Und eine nicht unerhebliche Menge von 21 Prozent der Beratenden glaubt sogar, dass dieser Wert über 40 Prozent liegen wird.
Frage 6: Welche Sofortmaßnahmen muss die Regierung nun durchführen?
Das Gros der Energieberater (82 %) ist sich einig: Der Gesetzgeber muss so schnell wie möglich zu einer Förderung von Effizienzhäusern zurückkehren. Mehr als zwei Drittel der Befragten (68 %) fordern, dass EH 40-Anträge wieder freigeschaltet werden müssen, knapp die Hälfte 47 %) spricht sich sogar für EH 55 aus. Während exakt die Hälfte der Beratenden der Meinung ist, dass die Neubauförderung künftig an die EE-Klasse geknüpft werden sollte, sprechen sich knapp elf Prozent für eine Bindung an die NH-Klasse aus. Etwas mehr als ein Viertel (26%) hält es für sinnvoll, dass Förderanträge nur mit vorliegender Baugenehmigung gestellt werden können.